Es war unsere erste Reise mit einem Pubertier, Carolin war vor einigen Monaten 12 geworden, Jana war 10. Für Claudia war es die erste Reise überhaupt mit meinen Kindern, das machte die Sache nicht einfacher.

Vor gut einem Jahr war ich aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen, hatte mir einen Wohnwagen gekauft und in unserem Ort auf den Campingplatz am Rhein gestellt. In meiner Vorstellung konnte es für meine Kinder nichts Schöneres geben als im Sommer ihre Tage auf dem Campingplatz, im Wasser, am Strand und in der Natur mit ihrem geliebten Papa zu verbringen. Tatsächlich war der Papa der einzige, der dies so sah, meine Töchter freuten sich nur mäßig auf diese Besuche, und auch meinen Aufmunterungen, sich doch Freundinnen einzuladen, mit denen sie gemeinsam spielen, grillen und zelten konnten, kamen sie nur selten nach. Jana war es sogar jahrelang peinlich, dass ihr Vater in einem armseligen Wohnwagen lebte, obwohl ich ja auch noch eine Wohnung in der Stadt hatte. Den Luxus, dass ich neben der Stadtwohnung auch noch einen bezaubernden Flecken Erde nutzen konnte, erkannte sie nicht.

Camping am Rhein

Jedenfalls stand ab diesem Zeitpunkt auch für Urlaube ein Wohnwagen zur Verfügung. Im letzten Jahr waren wir mit einigen Freunden nach Dänemark auf einen wunderschönen Campingplatz  in der Bucht von Ebeltoft gefahren, jetzt war Claudia erstmals mit dabei und wir wollten nach Mecklenburg-Vorpommern.

Fahrt und Ankunft in Born

Erstes Ziel war die Halbinsel Fischland- Darß- Zingst.

Am Tag vor der Abreise hatte Carolin ihr Handy im Kino verloren. Dort war sie mit Henning, ihrem neuen Freund, gewesen. Leider kam ich nie zu dem Vergnügen ihn kennenzulernen, denn die erst wenige Tage bestehende Zuneigung sollte unseren Urlaub und die damit verbundene Abwesenheit nicht überdauern. Der Verlust  des Handys war damals weit weniger schmerzhaft als heute, Smartphones waren noch nicht verbreitet und so war das Handy nicht untrennbarer Bestandteil jeglicher Kommunikation oder Zeitvertreibs.

Während der Fahrt konnten die beiden auf einem sogenannten Nintendo spielen und auch von ein paar Frage- und Ratespielen waren sie nicht abgeneigt. So kamen wir um ca. 19 Uhr am Regenbogencamp in Born an. Nach der Auswahl des Platzes, dem Aufbau und der Einrichtung des Wohnwagens war es schon nach acht, wir hatten Hunger und wollten essen gehen. An der Campingrezeption gab man uns aber zu bedenken, dass so spät kein Restaurant mehr Essen servieren würde. Etwas verwundert fuhren wir dennoch mit dem Rad ins nahegelegene Born und konnten im Restaurant Walfischhaus den Küchenchef noch dazu bringen, uns wenig aufwändige Gerichte zu servieren, nachdem die Kellner dies mit dem Hinweis auf die späte Stunde schon abgelehnt hatten.

Der Abend war mild, das Restaurant schön gelegen, das Essen passabel und so ging der erste Abend angenehm und reibungslos über die Bühne.

Auch in den nächsten Tagen mussten wir lernen, dass die Uhren im Osten anders ticken:

  • Nach einem Tagesausflug kamen wir um kurz nach halb acht zum Borner Fischimbiss, dem einzigen gastronomischen Betrieb in Born, der direkt am Wasser liegt. Mit Blick auf die Tafel sagte Carolin: „Das ist aber ganz schön teuer hier“. Tatsächlich waren „Fischgerichte bis 19.30“ deklariert, kurz danach erfuhren wir aber, dass die Zahlenangabe die Uhrzeit bezifferte und wir nur noch mit Bier und Limo die hinter dem kleinen Hafen untergehende Sonne bewundern konnten.
  • Die Borner Frittenbude ist in einem Wohnwagen untergebracht, der im Vorgarten eines gewöhnlichen Wohnhauses steht. Öffnungszeiten: 11-13 Uhr und 16-18 Uhr.
  • In der eigentlich coolen Campingbar am Surfstrand erhielt man sein letztes Getränk um 19 Uhr ( und wir waren nicht im Herbst, sondern im August dort im Urlaub). Heute geht es aber bis 22 Uhr
Riesen-Holzmöbel nahe beim Campingplatz Born

Ahrenshoop und Prerow

Am nächsten Tag lud die Sonne zu unserem ersten Strandtag ein, doch meine Tochter Carolin klagte über Unterleibsschmerzen und lehnte jegliche Aktivität ab. So fuhren Claudia, Jana und ich ohne sie mit dem Rad den ca. 6 km langen, schön durch Felder am Bodden entlangführenden Weg nach Ahrenshoop und verbrachten den Tag dort. Es gibt einen schönen Strand, weiter südlich beginnt eine recht niedrige, aber pittoreske Steilküste, der Ort selber ist geprägt durch hübsche, oft reetgedeckte Häuser und viele Galerien, wo häufig Ausstellungen stattfinden. So wird das Dorf seinem Ruf als Künstlerkolonie durchaus gerecht. Am Nachmittag kauften wir ein und fuhren dann zurück.

Strand in Ahrenshoop

Die Schonzeit für meine Tochter war vorbei, auf der Anrichte entdeckte ich einen Zettel, auf dem sie verkündete, dass sie nach Prerow gefahren sei, um nach einem Mitbringsel für Henning zu gucken. Ich solle jetzt endlich mal einsehen, dass sie kein Kind mehr sei, schließlich habe sie ja auch schon ihre Tage, und dass sie durchaus in der Lage sei, auch mal alleine eine kleine Tour zu machen. Wie klein die Tour war, musste ich erstmal auf der Karte nachsehen, ich stellte dann fest, dass Prerow immerhin knapp 10 km von Born entfernt ist, eine Strecke, die Carolin sonst niemals freiwillig mit dem Rad fährt. Dass sie am ersten Tag in gänzlich unbekanntem Gebiet diesen Ausflug unternimmt und der Weg ausnahmslos durch dichten Wald führt, stimmte mich nicht froher. Ich konnte aber auch nur abwarten und mit dem Grillen anfangen, um 19 Uhr wollte sie zurück sein, ein Zeitpunkt, den ich für utopisch hielt, da sie nach ihren Angaben erst am späteren Nachmittag losgefahren war.

Strand und Regenbogencamp in Prerow

Doch das Essen bereitete ich extra so zu, dass die ersten Würstchen um kurz nach sieben fertig waren. Erstaunlicherweise tauchte sie schon um 20 nach sieben auf, die Erleichterung überwog gegenüber meinem Zorn.

So konnten wir uns an einem der folgenden Tage unter ortskundiger Führung Prerow anschauen, Carolin zeigte uns das Café, in dem sie mit ihren 12 Jahren lässig eine Cola getrunken hatte und die Einkaufsstraße, in der sie nach einem Mitbringsel geguckt hatte, jedoch ohne Erfolg. Ich bezweifle auch, dass dies ihr eigentliches Ansinnen für diesen Ausflug war. Immerhin hatte sie eine Postkarte gekauft- was freilich auch in Born möglich gewesen wäre-, die jedoch nie abgeschickt wurde.

Prerow verfügt über einen schönen, für Familien geeigneten Strand, der Ortskern ist vom Strand durch den Prerower Strom getrennt, ein Gewässer, dass sich vom Bodden ausgehend zwischen diesem und das Meer schlängelt. Dort liegt auch der kleine Hafen, an dem die Ausflugsboote zur Boddenrundfahrt starten.

Am Meer gibt es eine 390 m lange Seebrücke und die (13 m) „Hohe Düne“.

Auf dem Darß konnten wir das Auto stehen lassen, alle Ausflüge sind ideal mit dem Fahrrad zu erreichen, meistens auf Fahrradwegen durch Wald oder Felder.

Zingst

Nur nach Zingst fuhren wir mit dem Auto, zum einen ist es von Born schon recht weit, zum anderen regnete es den zweiten Tag hintereinander. Den ersten  hatten wir mit spielen, lesen, kochen, essen und schlafen überwiegend im Wohnwagen verbracht, doch am zweiten Tag mussten wir dann mal wieder raus. Allerdings nicht so meine große Tochter, die sich mit Hinweis auf das Wetter weigerte auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.

So fuhren wir zu dritt nach Zingst, dem größten Ort auf der Halbinsel. Es gibt viele Geschäfte, Cafés, Hotels und Restaurants, auch zwei Campingplätze (einer mit Wellness-Angebot), aber auf dem Darß gefiel es uns besser, die Dörfer gemütlicher, am Rande eines riesigen Waldgebietes gelegen, dazu der wilde, naturbelassene Weststrand, der mit dem Auto gar nicht zu erreichen ist, vom Parkplatz „Drei Eichen“ muss man noch einen guten Kilometer gehen, mit dem Fahrrad sind es von Born, Ahrenshoop oder Prerow jeweils ca. 5-6 km.

Wieck, Wustrow und Darßer Ort

Wald und Wasser prägen die Landschaft auf dem Darß, wir machten eine Radtour am Bodden entlang ins kleine. idyllische und verschlafene Wieck, auch hier gibt es viele reetgedeckte Häuser mit den typischen Darßer Türen, die meisten davon gibt es wahrscheinlich in Born, (u.a.?) in einer Werkstatt in Prerow werden sie hergestellt. Von Wieck ging es durch den Wald zum Weststrand, um schwimmen zu gehen.

Hafen Wieck

Eine andere Tour ging nach Wustrow (wo Herr Gauck noch immer ein Haus hat) auf dem Fischland, die Strecke führt zwischen Bodden und Ostsee her. In Wustrow gibt es auch einen netten Hafen, ein Stück davor eine gute Fischräucherei, ideal für einen leckeren Imbiss, wir kauften auch noch einen Aal für spätere Tage. Das Zentrum ist recht quirlig, es gibt sogar ein Kino, auf den Kirchturm stiegen wir hoch, um von oben alles zu überblicken.

Leuchtturm am Darßer Ort

Noch höher steigen kann man auf den Leuchtturm am Darßer Ort, dem nördlichsten Punkt der Halbinsel, dort ist auch ein Natureum angelegt, auf schönen Wegen, teilweise Holzstege, spaziert man durch Wald und Wiesen und bekommt auf Schautafeln so einiges erklärt, an mehreren Seen kann man Vögel beobachten und schließlich im Café am Leuchtturm Kaffee und Kuchen genießen.

Der Weg zum Darßer Ort ist wiederum für Autos gesperrt.

Uns gefiel es gut auf dem Darß, das Zusammenleben zwischen uns war häufig aber anstrengend.

Bei Carolin fing die Pubertät an, Jana war mit ihren 10 Jahren noch ganz Kind, war aber schon immer sehr eigensinnig und wild. Bis zu diesem Urlaub hatte Carolin an Wochenenden und im Urlaub immer liebevoll den Frühstückstisch gedeckt ( Jana hatte dazu nie Lust), doch fortan sollte es keinen Tag mehr geben, an dem Carolin vor mir aufstehen würde, bestenfalls bequemte sie sich nach mehrmaliger Aufforderung an den gedeckten Tisch. Nach dem Frühstück bevorzugte sie es erst mal im Bett zu „chillen“, was auch schon mal Stunden beanspruchen konnte, danach widmete sie sich ausgiebiger Körperhygiene incl. Schminken, wobei sie dies keineswegs gut beherrschte, Hilfe von Claudia wurde aber strikt abgelehnt, sodass wir uns an den Anblick eines grotesk grell geschminkten Kindes gewöhnen mussten, Carolin fand sich aber äußerst chic und reif. Fotos von damals sorgen bei uns heute für viel Heiterkeit und Gelächter.

Carolin-hier noch recht dezent geschminkt- auf dem Leuchtturm am Darßer Ort

Einmal waren Claudia und ich währenddessen mit dem Auto einkaufen gefahren, bei unserer Rückkehr bat Claudia Carolin ihr beim Ausräumen des Wagens zu helfen, erhielt jedoch die erstaunliche Antwort: „ Nein, du bist nicht unsere Erziehungsberechtigte.“ und auch wenn meine Kinder sich sonst gut mit Claudia verstanden, reagierten sie auf Anweisungen oder Aufforderungen äußerst allergisch.

Unsere Ausflüge begannen in der Regel mittags, das war auch in Ordnung und nach acht Tagen auf dem Darß hatten wir die meisten Orte und Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung gesehen.

Es ging weiter an die Müritz.

(Artikel folgt)

Info

Allgemeines

Der Darß gehört zur Halbinsel Fischland-Darß- Zingst, von Rostock sind es rund 50 km Landstraße. Auf der Halbinsel gibt es sieben Orte, dreieinhalb davon auf dem Darß: Prerow  (ca 1700 Einwohner), am Meer gelegen, Born (ca.1100 Ew.) und Wieck (ca. 750 Ew.), beide Dörfer am Bodden gelegen. Durch Ahrenshoop (ca. 750 Ew) verläuft die Grenze zwischen Fischland und dem Darß. Der größte Teil des Gebietes ist mit Wald bedeckt, der sich teilweise selbst überlassen wird („Darßer Urwald“). Es gibt lange, feinsandige Strände an der Meerküste, im Norden bei Prerow, im Westen der zum Nationalpark gehörende rund 14 km lange Weststrand, an den sich südlich der Strand von Ahrenshoop anschließt.

Kein Hafen befindet sich an der Meerküste, sondern alle liegen geschützt am Bodden, in Prerow mangels Bodden am Prerowstrom. Die Orte Dierhagen, Wustrow und Ahrenshoop auf dem schmalen Fischland liegen -ebenso wie Zingst- sowohl am Meer als auch am Bodden. Am Meer gibt es schöne Strände, ebenso sind die Häfen am Bodden immer einen Besuch wert, auch kulinarisch. Es gibt gute Fischrestaurants, aber auch meistens einen Imbiss mit selbst geräucherten Fisch. Im Hafen liegen immer einige alte Zeesenboote, mit denen man auch Boddenfahrten machen kann. In Dierhagen am Hafen findet dienstags und freitags ein Markt mit regionalen Produkten statt.

Aktivitäten

Natur, Strand, Wald, Fahrrad fahren, schwimmen- ansonsten:

  • surfen, am besten auf dem Bodden. Beste Adresse ist die Surfschule auf dem Campingplatz Born, dort auch Kanuverleih und SUP.
  •  reiten, in Born auf dem Reiterhof Kafka, in Ahrenshoop gibt es einen Islandpferdehof. Ausgewiesene Reitwege im Darßer Wald.
  • klettern, im Kletterwald bei Born, auch auf dem Gut Darß gibt es einen Kletterparcours
  • Boddenseefahrten mit dem Segelboot oder dem Motorschiff
  • Gut Darß– Hofführungen, Minigolf, Klettern, Essen (vom Grill) und Trinken, Hofladen (Bio-Fleisch)
  • Natureum und Leuchtturm am Darßer Ort
  • Darßer Arche in Wieck, Nationalparkzentrum, auch Veranstaltungen
  • in Zingst gibt es eine Tauchgondel
  • Bade- und Saunalandschaft in der Boddentherme in Ribnitz-Damgarten, ca. 45 min. mit dem Auto
  • Ozeaneum in Stralsund, kann mit einem Stadtbummel in der reizvollen Hansestadt verbunden werden, ca. 1 Std. mit dem Auto
  • Ebenso ist Rostock natürlich einen Besuch wert, auch ca. 1 Std. mit dem Auto

Einen guten Überblick mit weiteren Tipps und Adressen gibt die Seite darss-halbinsel.de

Übernachten

Regionale Anbieter von Ferienwohnungen und -häusern  z.B. über: darss.org , fischland-darss-zingst.demeerfischland.de , zimmerboerse-prerow.de , darsser-arche.de

Auf dem Darß gibt es drei Campingplätze, zwei bei Prerow, einen in Born.

Das Regenbogencamp Prerow liegt zwischen Prerow (2 km) und dem Darßer Ort (Weststrand) ( ca. 4 km). Es ist riesengroß (1200 Plätze, zusätzlich Vermietung von Zelten , Wohnwagen und sogar Strandkörben zum Schlafen) , verfügt über diverse Geschäfte und gastronomische Betriebe, FKK-Areal, Kino, Minigolf etc., Surfschule in der Nähe. Ihr könnt sogar euer Zelt in den Dünen aufschlagen oder euren Wohnwagen mit dem Trecker dorthin ziehen lassen (ich empfehle wg. Sonne und Wind aber einen Platz im Wald).  Das Auto muss allerdings weit entfernt vom Campingareal geparkt werden, was für Zelter eher ungünstig ist, da diese einige (Wert-)sachen doch gerne im Auto verstauen. Es ist der teuerste Campingplatz auf der Halbinsel.

Näher am Ort, aber auch direkt am Meer, liegt Meißner´s Sonnencamp . Kleiner Platz mit wenigen Tagesplätzen, aber auch Vermietung von Ferienhäusern und Wohnwagen. Die Stellplätze liegen recht eng beieinander.

Das Regenbogencamp Born ist schön unter Bäumen am Bodden gelegen, ca. 1 km von Born entfernt, hat ca. 400 Stellplätze, zudem können „Sky Lodges“ (2-Etagen-Zelte mit Küchenzeile und Terrasse) und kleine Ferienhäuser gemietet werden. Kleiner Laden und Campingbar, Surfschule angeschlossen.

Zudem gibt es drei Campingplätze in Dierhagen (Fischland) und zwei in Zingst.

Zu Hotels und Pensionen kann ich nicht so viel sagen, ein Tipp ist aber das Walfischhaus in Born (auch Restaurant).