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Kategorie: Deutschland

Radtour um den Bodensee

Ein paar Jahre zuvor waren wir bei einem Urlaub im Allgäu schon mal in Lindau gewesen und ich hatte mir damals vorgenommen, einmal eine Radtour um den Bodensee zu machen. Jetzt war es soweit, mit Claudia und meinen Töchtern reisten wir -erstmal mit dem Auto- an. Eigentlich wollten wir auf dem DKV-Campingplatz in Konstanz unser Basislager aufzuschlagen, mein Freund Kai, der in Konstanz wohnt, empfahl uns aber den Campingplatz Hegne, 8 km von Konstanz in Richtung Radolfzell entfernt.

Der Campingplatz in Hegne

Also fuhren wir dorthin und waren uns nach der ersten Besichtigung einig- außer Carolin, die keine Meinung hatte bzw. äußern wollte-, dass wir hier bleiben wollten. Mehrere rotgestrichene Holzbauten beinhalteten Rezeption, Bar/Restaurant, das Sanitärgebäude und ein Aufenthaltshäuschen mit Kicker etc., davor parkten einige Harleys, es gab eine große Feuer-und Grillstelle und viele urige Bänke und Tische, dekoriert mit einigen Accessoires aus der Motorradszene. Der Pächter, Jogi, war ein Rocker mit kahl geschorenem Schädel und einem imposanten Bart mit zwei geflochtenen Zöpfen. Sein Abbild in Pappmaché saß in Lebensgröße an einem der Biertische. Es war einfach nur cool und Jana und auch Carolin, auch wenn sie dies nicht zugab, waren beeindruckt. Wir schlugen unser Zelt auf der Wiese mit Volleyballfeld auf und sprangen dann erstmal in den See, zum  Campingplatz gehört ein langer Badestrand.

Von Jogi erfuhr ich später, dass es den Campingplatz in dieser Form nur noch in dieser Saison geben würde, danach würden alle Gebäude abgerissen werden und neu gebaut werden, dies natürlich auch mit höheren Preisen verbunden. Jogi wollte dann kein Pächter mehr sein und betreibt seitdem die Kneipe „Kolbenfresser“ in Konstanz, natürlich auch mit Biergarten und Grill.

Konstanz- Das Zentrum des Bodensees

Konstanz bei Rheinkilometer 0

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Zug nach Konstanz. Die Bahnstation ist nur wenige 100 m vom Campingplatz entfernt, die Fahrt mit der Kurkarte umsonst. Konstanz ist die größte und attraktivste Stadt am Bodensee, zudem auch das Zentrum, denn alle Teilseen (Obersee, Untersee mit Seerhein-hier beginnt die Rheinkilometrierung- und der Überlinger See) grenzen an die Stadt. Im Ausland ist deshalb Konstanz für die Namensgebung des Sees verantwortlich (Lake Constance, Lac de Constance, Lago di Constanza). Wahrscheinlich auf Grund der Grenzlage zur Schweiz blieb die Stadt von Bombenangriffen im 2. Weltkrieg verschont, die Altstadt in seiner ganzen Pracht erhalten. So kann man alle zeitlichen Epochen vom Mittelalter bis heute entdecken, Schwerpunkte der Architektur- und Kunstgeschichte liegen bei Romanik, Gotik und Renaissance. Nahezu jedes Gebäude hat ihre eigene Geschichte und hatte in früheren Zeiten auch einen eigenen Namen erhalten, der irgendeinen Bezug zu dem Haus, dem Bewohner oder zu besonderen Eigenschaften hat. So gibt es beispielsweise folgende Namen: Rotes Lädle, Sonnenaufgang, Pfauenschwanz, Halber Stern, Fliegender Ochse, Hafnerhütte.

Dom Konstanz

Wir schauten uns den Dom an (er kann auch bestiegen werden), schlenderten durch die Gassen bis zum Hafen. Hier ist einer der vielen Orte, wo man schön am Wasser verweilen kann. Ausflugsboote und Jachten fahren ein und aus und Cafès, Biergärten und Restaurants laden zur Einkehr ein. Aber auch Geschichtsträchtiges hat der Hafen zu bieten.

Das Konzil von Konstanz
Im 14. Jahrhundert wurde das Warenhaus auf eichenen Pfählen erbaut, das wenig später das Konzil genannt wurde, da es von 1414-18 als Versammlungsstätte des größten kirchlichen Kongresses des Mittelalters (Konzil von Konstanz) diente. Hierbei fand die einzige Papstwahl auf deutschem Boden statt und nebenbei wurden Abweichler der gepredigten Lehren als Ketzer verurteilt und aus dem Weg geräumt. So wurden die böhmischen Reformatoren Jan Hus und Hieronymus von Prag bei lebendigem Leib verbrannt. Um die Versorgung der rund 600 Kleriker und 70.000 Gäste (bei ca. 6.000 Einwohnern, die Konstanz damals hatte) zu sichern, zogen auch unzählige Bäcker, Wirte, Schneider, Barbiere und Geldwechsler sowie rund 700 Dirnen in die Stadt ein. An letztere erinnert die Imperia-Statue im Hafen, die eine üppige Kurtisane darstellt, die in der einen Hand einen geistlichen Vertreter (mit Tiara), in der anderen Hand einen kaiserlichen Vertreter (mit Krone) festhält.

Heute ist das Konzil ein Tagungs- und Festgebäude, beinhaltet aber auch ein Restaurant mit großer Terrasse.

Später trafen wir uns mit Kai und aßen in einem Biergarten in der Altstadt Hamburger. Kai ist einer der vielen in Konstanz lebenden Künstler (hier erfahrt ihr mehr über ihn und seine Arbeiten), aber vor allem gibt es viele Studenten, so dass eine entspannte und angenehme Atmosphäre in der Stadt herrscht.

Am folgenden Tag liehen wir für Carolin und Claudia in Allensbach Räder aus, da wir auf dem Auto nur zwei Räder hatten mitnehmen können. Am Rathaus entdeckten wir eine kleine Eisdiele, an der es köstliches Eis gab. Von nun an mussten wir uns immer, wenn wir hier waren, ein Hörnchen mit Buttermilch-Frucht- und Gebrannte Mandel- Eis holen.

Reichenau- Die größte Insel des Bodensees

Wir fuhren auf die Reichenau und machten dort eine kleine Rundtour mit Besuch des Strandbads im Nordwesten der Insel. Aber auch an der Südseite kann man auf Höhe des Campingplatzes schwimmen gehen. Bekannt ist die Insel für den Gemüseanbau und die Klosteranlage. Seit dem Jahr 2000 gehört die Insel mit seinen drei Kirchen zum Weltkulturerbe, das ehemalige Benektinerkloster fungiert allerdings heute als Rathaus, nur die Kirche selber wird weiterhin als solche genutzt.

St. Georgs-Kirche

Auf dem Rückweg fuhren wir Bei Riebels vorbei, ein Fischrestaurant in der Nähe der St. Georgs-Kirche. Wir holten uns köstliche Fischbrötchen, denn vom Brötchen auf die Hand bis zur großen Fischplatte ist hier alles zu haben.

Von Meersburg nach Wasserburg

Nach einem chilligen Tag am See starteten wir am Tag danach zu einer Umrundung. Das Auto konnten wir auf dem Camping-Parkplatz stehen lassen, die Räder wurden bepackt und es ging erstmal nach Konstanz, um dort mit der Fähre nach Meersburg überzusetzen.

Meersburg mit seinem mittelalterlichen Ortskern und der über Ort und See thronenden Burg ist ein erstes Highlight. Auch wenn Carolin mal wieder unpässlich war, schlenderten Claudia, Jana und ich durch die engen Gassen bìs zum Aussichtspunkt auf dem Burggelände.

Hagnau

Weiter ging es nach Hagnau, der Radweg verlief direkt am See entlang, schöner könnte es nicht sein. Noch wusste ich nicht, dass sich dies bald abrupt ändern würde. Hagnau ist ein nettes Dorf umgeben von Weinbergen, es gibt viele alte Gebäude, z.B. einige Klosterhöfe, von denen die Hofmeisterei der auffälligste ist. Heute befindet sich das Rathaus und das Heimatmuseum darin. Läuft man ein Stück die Weinberge hoch, gelangt man zur Wilhelmshöhe, einem tollen Aussichtspunkt.

Kurz hinter Hagnau biegt der Radweg vom See ab und es geht auf die Bundesstraße 31. Bis nach Friedrichshafen mussten wir auf der Straße fahren, das sind rund 20 km voller lautem und zahlreichem Autoverkehr. Ziemlich ätzend.

           Hoch hinaus in Friedrichshafen

In Friedrichshafen fand eine große Kirmes statt und so wurden meine etwas entnervten Kinder ausreichend entschädigt. Für Luftfahrt-Interessierte ist Friedrichshafen einen längeren Besuch wert. Man kann von hier Zeppelinflüge starten und sowohl im Zeppelinmuseum als auch im Dorniermuseum für Luft- und Raumfahrt alles Wissenswerte zu diesem Thema erfahren. Wir begnügten uns, mit dem Karussell hoch hinaus zu kommen und bestiegen später noch den Stahlturm an der Promenade.

Hinter Friedrichshafen handelt es sich bei dem Bodensee-Radweg wieder um eine Strecke, die diesen Namen auch verdient. Wir fuhren durch das Eriskircher Ried, das im Frühjahr von Schwertlilien in ein Blütenmeer verwandelt wird, und fanden kurz danach eine schöne Badestelle bei Langenargen. Immer wieder gibt es Stellen zum Schwimmen, in einigen Orten wurde ein Strandbad angelegt, die Nutzung ist meistens kostenlos.

Carolin auf der Kabelhängebrücke

Über die älteste Kabelhängebrücke Deutschlands ging es nach Kressborn und dann nach Bayern. Nonnenhorn hatten wir als möglichen Übernachtungsort ausgeguckt, mussten dann aber feststellen, dass der dortige Campingplatz keine Zelter aufnimmt. Nur Wohnwagen und -mobile. Krass. Von einer Landspitze in Nonnenhorn, dem so genannten Malerwinkel, hatten wir immerhin einen wunderbaren Blick auf die malerische Wasserburg, die auf einer Halbinsel liegt, die unbedingt angefahren werden sollte.

Wir fuhren in das Dorf Wasserburg und durften auch unsere Zelte auf dem recht zentral gelegenen Campingplatz aufschlagen. Auf dem Dorfplatz fand ein Heimatfest statt und so konnten wir uns an verschiedenen Ständen stärken, dann fing es an zu regnen und hörte auch erstmal nicht mehr auf. Aber auch im Zelt kann es bei Regen gemütlich sein, zumindest wenn es morgens wieder aufgehört hat.

Von Wasserburg nach Arbon

Lindau, Blick vom Park-Camping

Rathaus Lindau

Das war bei uns der Fall und so konnten wir am nächsten Vormittag erstmal Lindau besichtigen. Die Altstadt liegt auf einer (über einen Damm befahrbaren) Insel im See und ist ein wahres Schmuckstück. Es macht Spaß, durch die Straßen zu schlendern und die gut erhaltenen und teilweise herausgeputzten Bürgerhäuser zu bestaunen. Die quirlige Maximilianstraße mit dem Alten Rathaus am Bismarckplatz, der Marktplatz und die in der Nähe befindliche St. Stephan-Kirche und das Münster oder die Seepromenade und der Hafen mit dem Mangturm und dem in der Hafeneinfahrt wachenden bayrischen Löwen und dem Leuchtturm sind nur einige Beispiele für die reichlichen Sehenswürdigkeiten dieser historischen Reichsstadt.

Einige Kilometer weiter überquerten wir die Grenze nach Österreich und gelangten in die nächste sehenswerte Stadt, nach Bregenz. Nach dem längeren Aufenthalt in Lindau fuhren wir hier nur durch, es besteht aber auch die Möglichkeit,  mit der Seilbahn auf den 1064 m hohen Pfänder zu fahren und von dort die Aussicht zu genießen, den Alpenwildpark und die Adlerwarte (mit Greifvogelschau) zu besuchen oder auch zu wandern. Zudem ist Bregenz für seine Festspiele auf der Seebühne bekannt und es gibt ein renommiertes Kunsthaus.

Rheindelta

Durch Hard und an Fußach vorbei führt der Radweg ins Naturschutzgebiet Rheindelta, hier gibt es einen schön gelegenen Campingplatz und nette Restaurants. Auch wir stärkten uns kurz vor der Schweizer Grenze mit einem üppigen Mittagessen, über den Alten Rhein geht es in die Schweiz und in das Dorf Altenrhein, überregional bekannt durch Flughafen, ein Fliegermuseum und besonders durch die von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Markthalle, die heute als Ausstellungsfläche (ebenfalls Hundertwasser-Werke) dient. Der Radweg ist bis hierhin äußerst reizvoll, dann muss man auch öfters an der Straße entlangfahren, in der recht großen Stadt Rorschach kommen wir wieder direkt an den See zum mediterran wirkenden Hafen.

Badhütte Rorschach

Ein Stück weiter steht die Rorschacher Badhütte seit 1924 auf Pfählen im Wasser und kann auch heutzutage besucht werden. Immer in Seenähe fahren wir weiter bis nach Arbon, wo wir auf dem Campingplatz Buchhorn unsere Zelte direkt am Wasser aufschlagen.

Am nächsten Morgen beschlossen wir nicht weiterzufahren, sondern einen Tag hier zu verbringen. Der Campingplatz, die Schlossstadt Arbon und die Umgebung waren durchaus reizvoll, aber vor allem die Kinder wollten nicht schon wieder alles zusammenpacken, um sich dann wieder auf die Drahtesel zu schwingen. So verbrachten wir einen recht harmonischen Tag zusammen, was sich allerdings am nächsten Morgen ändern sollte.

Von Arbon nach Konstanz

Nach dem Frühstück packten wir zusammen. Die Kinder sollen ihr Zelt und Ihre Sachen verstauen, aber schon öfters überließ Carolin dann Jana die meiste Arbeit. Auch jetzt war sie mit ihrem Handy und Jana mit dem Zelt beschäftigt, Ermahnungen halfen nicht, so dass ich mir kurzerhand das Handy schnappte und eine Rückgabe erst nach vollständiger Beladung der Fahrräder in Aussicht stellte. Damit hatte ich aber einen pubertierenden Vulkan zum Ausbruch gebracht, das Geschrei war groß, erpressen lassen wolle sie sich nicht und schließlich war Sie verschwunden. Wir beluden die Räder, aber ohne Carolin konnten wir nicht einfach fahren. Es war ein ziemliches Drama, sie sperrte sich auf der Toilette ein, mittlerweile gab es sogar schon ein paar Schaulustige, die sich diese Posse vergnüglich anguckten. Irgendwann ging es doch noch los und Carolin fuhr uns einfach davon. Bis dahin war sie vorrangig  -meistens lustlos- hinterhergefahren, nun war sie nach einer Weile nicht mehr zu sehen. Ich musste Vollgas geben, um sie wieder einzuholen und mit ihr auf die anderen zu warten.

Haus am See

Hafen Uttwil

Die Wege auf diesem Teil sind gut befahrbar, weniger frequentiert als in Deutschland, führen häufig an der Bahnlinie, meistens ein Stück vom See entfernt, entlang. Romanshorn, die netten Dörfer Uttwil und Kesswil und Altnau mit der längsten Seebrücke (Überfahrt nach Hagnau) werden passiert. Die meisten Schiffe am schweizerischen Bodensee legen aber in Romanshorn ab, zudem gibt es hier ein interessantes Eisenbahnmuseum. Wir fuhren allerdings ziemlich direkt bis kurz vor Kreuzlingen durch, wo wir eine wundervolle Badestelle mit sehr klarem, aber auch kalten Wasser entdeckten. Je nach Tiefe und Lage und zuführenden Flüssen ist das Bodenseewasser unterschiedlich kalt. Mittags waren wir schon in Konstanz und fuhren dann weiter nach Hegne.

Der Überlinger See

Die nächsten zwei Tage waren entspannt. Peter, ein Freund von Kai und mir, kam mit seinem Sohn aus Köln angereist. Wanja ist etwa genauso alt wie Carolin und von früher kannten sie sich auch, aber jetzt konnten sie nicht viel miteinander anfangen. Da er auch unternehmenslustig und gerne sportlich aktiv war, klappte es mit Jana besser. Abends grillten wir mal alle zusammen am Lagerfeuer auf dem Campingplatz, am nächsten Abend fuhren wir zum Fisch essen auf die Reichenau.

Marienschlucht

Tags darauf starteten wir zur Marienschlucht am Überlinger See. Von Hegne ging es quer durch den Wald bis nach Dettingen, von dort sind es nur wenige Kilometer bis zum Eingang in die Marienschlucht. Die Strecke beinhaltet aber einige ordentliche  Steigungen, das letzte Stück von Dettingen an geht es nur bergauf. Da wurde ganz schön geflucht, das Rad meistens geschoben und Carolin bereute es schon, sich zu dieser Tour überredet gelassen zu haben. Zu Fuß steigt man dann über Holzstege und Brücken in die wild-romantische Marienschlucht hinab, bis man unten am Wasser ankommt. Zurück geht es entsprechend bergauf, was Carolins Laune nicht unbedingt steigen ließ, sie wollte dann nur noch zurück, Claudia fuhr mit ihr.

Yolanda in Ludwigshafen

Mit Jana fuhr ich weiter um den Überlinger See bis Meersburg, insgesamt war das mit rund 70 km unsere längste Tagestour. Von der Marienschlucht geht es noch ein Stück bergauf, in Liggeringen ist das höchstgelegene Dorf am Bodensee erreicht. Der Radweg führt einen weiter an der Straße entlang über Guttingen nach Bodman, es gibt aber eine Abkürzung durch das Dettelbachtal nach Bodman. Eine schöne, rasante Abfahrt, die uns Spaß gemacht hat. Ludwigshafen-Bodman ist Heimat des Bildhauers Peter Lenk, der die bekannte Imperia-Statue im Konstanzer Hafen erschaffen hat. Überall am Bodensee trifft man auf seine Kunstwerke, in Ludwigshafen am Zollhaus beispielsweise auf das Triptychon „Ludwigs Erbe“. Für die üppige, sofort auffallende „Yolanda“ am Ludwigshafener Hafen zeichnet sich jedoch seine Tochter Miriam Lenk verantwortlich.

Überlingen

Oberhalb des nächsten Dorfes Sipplingen führt ein Weg zum Gasthof Haldenhof auf dem Sipplinger Berg, von wo man eine fantastische Aussicht haben soll, für uns ging es aber direkt nach Überlingen mit seiner historischen Altstadt und der schönen Seepromenade. Hier schlenderten wir rum, aßen und tranken etwas. Nächstes Ziel waren die Pfahlbauten in Unteruhldingen. Wir kamen um 18.15 Uhr an, eine Viertelstunde später wurde geschlossen, aber noch der volle Eintritt verlangt. Wir verzichteten und fuhren weiter, vorbei an der hervorstechenden Basilika Birnau, zum Fähranleger in Meersburg, wo es nach Konstanz rüberging.

 

Pfahlbauten Unteruhldingen

Wallfahrtskirche Birnau

Jetzt hatten wir eigentlich genug Fahrrad-Kilometer in den Knochen, aber doch nochmal 8 km bis zum Campingplatz vor uns.

Der Untersee (Schweizer Seite)

Am nächsten Tag besuchten uns Katharina und Margret, zwei gute Freundinnen aus Düsseldorf, auf ihrem Rückweg aus dem Urlaub. Abends saßen wir wieder am Feuer , grillten und quatschten, während Carolin ein paar Jungen, die auf Klassenausflug waren, kennengelernt hatte. Irgendwann spätabends musste ich sie suchen, sie fand es total uncool von mir, dass ich (um 1 Uhr nachts) ihren Vergnügungen ein Ende bereitete, sie wäre schließlich schon groß (mit ihren damals 14 Jahren). Als wir im Zelt lagen, hörte ich im Zelt der Kinder eine vorsichtige Betätigung des Reißverschlusses und schaute nach. Carolin hatte sich schon die Schuhe angezogen, behauptete aber, dies wegen der Kälte getan zu haben. Ich schärfte ihr ein, dass sie einen nächtlichen Ausgang zu unterlassen habe und lag noch einige Zeit wach, bin mir aber nicht ganz sicher, ob sie sich an meine Anweisungen gehalten hat.

Trotz wenig Schlaf starteten wir am nächsten Morgen zu unserer letzten Tour. Wir hatten beschlossen, dass wir um den Untersee mit wenig Gepäck fahren und hatten darum in der Jugendherberge in Stein am Rhein ein Zimmer reserviert. Die Zelte konnten wir so einfach in Hegne stehen lassen und konnten ohne große Vorbereitungen losfahren Wir trafen Kai in Konstanz, der  uns bis Ermatingen begleitete. So wichen wir etwas vom Bodensee-Radweg ab und fuhren nach Gottlieben hinein. Die wundervollen Fachwerkbauten im Ortskern hätten wir sonst verpasst. Vorbei am Ermatinger Becken mit seinem großen Wasservogelbestand ging es zum kleinen Hafen in Ermatingen und weiter durch die ebenfalls mit Fachwerk bestückten Dörfer Berlingen und Steckborn. Hier lädt der unmittelbar am See gelegene Turmhof zu einer Rast ein, wir radelten aber noch ein kleines Stück weiter zum Schloss Glarisegg. Das Schloss selber wird heute für Seminare genutzt, die zugehörige Badestelle mit angeschlossenem Bistro ist aber für jedermann nutzbar. Es ist ein nettes Plätzchen für eine Rast, sowohl an den urigen Tischen und Bänken des Bistros als auch an den Badestegen, an denen wir uns sonnten und ins Wasser sprangen.

Stein a. Rh.

Dann war es gar nicht mehr weit bis nach Stein am Rhein, ein mittelalterliches Bilderbuchstädtchen. Während wir durch die gepflegten Straßen schlenderten, zog ein Gewitter auf und es schüttete erstmal wie aus Eimern. Nachdem das Wetter sich beruhigt hatte und wir unser Zimmer in der Jugendherberge bezogen hatten, machte ich den Vorschlag noch einen Ausflug zum Rheinfall von Schaffhausen zu machen, der von Stein auch mit dem Zug (oder mit dem Boot, dafür war es aber zu spät) erreicht werden kann. Carolìn wollte aber nicht mehr und machte mit Claudia einen Stadtbummel, ich fuhr mit Jana los, da die Jugendherberge schon Richtung Schaffhausen liegt, und wir alleine -ohne nörgelnde oder langsame Mitfahrer- fahren konnten, dann doch mit dem Rad. Es war allerdings weiter und schwerer als gedacht, da der Rheinfall noch 5 km hinter Schaffhausen liegt und die Strecke keinesfalls nur eben ist. Zudem fing es an zu regnen und hörte auch nicht mehr auf. Tatsächlich ein ziemlicher Reinfall! Dennoch war der Rheinfall beeindruckend und durch die Wetterverhältnisse menschenleer und schon regelrecht mystisch, als dann auch noch Nebelschwaden über das Wasser zogen.

Direkt am Wasserfall gibt es eine Zug-Haltestelle (Neuhausen) und wir fuhren samt Rädern im Zug zurück. Eine nette Schweizerin war uns beim Ticketkauf behilflich, regelmäßig traf ich in der Schweiz auf eine ausgesprochene Freundlichkeit und Zuvorkommenheit. In Schaffhausen mussten wir nochmal umsteigen und aßen in der Wartezeit an einem Imbiss eine Pizza und eine Pommes, was soviel kostete wie ein Restaurantbesuch in Deutschland. Abends trafen wir uns wieder in der Jugendherberge, erwarben halbwegs bezahlbare Getränke und spielten Karten. Das Zimmer hatten wir für uns allein.

Blick von Burg Hohenklingen auf Stein und Rhein

Am nächsten Morgen stiegen Jana und ich zur Burg Hohenklingen hoch, von Stein läuft man rund 40 Minuten. Für Carolin war solch ein Aufstieg ausgeschlossen und so trieb sie sich mit Claudia wieder im Städtchen rum, was den beiden scheinbar gut gefiel. Wir genossen einen phantastischen Ausblick von oben auf Stadt, Rhein, See und Berge.

Der Untersee (Deutsche Seite)

Die Tour ging weiter über die deutsche Sete des Untersees. Ich hatte behauptet (und auch gedacht), dass es keine nennenswerten Steigungen am Untersee geben würde, um die Kinder überhaupt zu dieser Tour zu bewegen und auf Schweizer Seite war der Radweg auch sehr angenehm. Doch nun gab es doch einige Höhenunterschiede zu bewältigen. Die zwischen (den Orten) Stein und Moos gelegene Halbinsel wird Höri genannt, laut Volksmund weil Gott, nachdem er diese wundervolle Landschaft geschaffen hatte, voller Selbstzufriedenheit mit den Worten „ Jetzt hör i uff“ sein Werk für beendet erklärt hatte. Klar, dass dazu auch ein paar anmutige Hügel gehören. Die Höri gilt auch als Künstlerlandschaft, Herrmann Hesse, Otto Dix und andere Kreative fühlten sich von Landschaft und Licht angezogen und ließen sich hier nieder. Dementsprechend gibt es einige Museen und auch heute noch viele Ateliers.

Wir machten ein Picknick an der Kirche von Horn, die auf einem Hügel mit Blick auf den See liegt. In Öhningen hatten wir in einem Fischladen direkt am See Räucherfisch gekauft und genossen ihn nun. Hinter Moos muss man auf die stark befahrene Straße nach Radolfzell wechseln, nach Stadtbummel dort und einem Bad an der Halbinsel Mettnau ging es zurück nach Allensbach, wo wir ein letztes köstliches Eis aßen. Claudia und Carolin brachten die Leihräder zurück und wir trafen uns dann wieder auf dem Campingplatz in Hegne.

Halbinsel Mettnau bei Radolfzell

Am nächsten Tag nahmen wir Abschied vom schönen Bodensee.

INFO

Tourenplaner

Um den Bodensee komplett zu umfahren, braucht man mindestens 4 Tage, zwei für die große Runde (mit Fähre Konstanz-Meersburg ),das sind rund 140 km, einen für den Überlinger See (64 km), einen für den Untersee (81 km), wobei letzteres schon sehr sportlich ist. Besser plant man 5-7 Tage ein, an denen man mit dem Rad unterwegs ist, optional zusätzliche Ruhetage.

Wer zum Übernachten immer an seinen Standort zurück möchte, muss Konstanz als einen Standort wählen. Von hier kann der Überlinger See an einem Tag umfahren werden, eine sehr leichte Tour ist möglich, wenn neben der Meersburger Fähre auch zwischen Wallhausen und Überlingen der See mit der Fähre überquert wird, ihr spart euch nicht nur Kilometer, sondern auch den anstrengenden Anstieg auf den Bodmannsrück. So ist genügend Zeit für die Pfahlbauten und Stadtbesichtigungen in Meersburg und Überlingen oder den Affenberg bei Salem.

An einem anderen Tag kann man einen Ausflug auf die Reichenau machen, von Konstanz sind es nur wenige Kilometer dorthin. Auf Hin-oder Rückweg kann eine Strecke über die Schweiz zurückgelegt werden, zwischen Mannenbach/CH und der Reichenau verkehrt eine mit Solarstrom betriebene Elektrofähre. Der Radweg führt an Gottlieben und Ermatingen vorbei, aber nicht hindurch, die Ortskerne sollte man sich aber anschauen, besonders Gottlieben besticht durch viele, alte Fachwerkbauten.

 Der Untersee kann über Radolfzell bis Stein a.R. (47 km) umfahren werden, von dort mit dem Zug zurück (bis nach Kreuzlingen), ebenso kann man auf der Schweizer Seite verfahren. Dann wäre es auch möglich nach den rund 34 km von Konstanz bis Stein a.R. noch  weiterzufahren bis zum Rheinfall (21 km) und dann von Schaffhausen mit dem Zug nach Kreuzlingen zurückzufahren oder von Stein a.R. noch bis Radolfzell (ebenfalls zusätzliche 21 km) zu radeln und von dort mit dem Zug nach Konstanz zu fahren.

Auf der Schweizer Seite des Obersees fährt ebenfalls ein Zug zwischen Rorschach und Kreuzlingen, mit dem es zurückgehen könnte.

Und schließlich kann man mit der Fähre nach Meersburg übersetzen und Richtung Friedrichshafen fahren, das sind ca. 25 km. Von Friedrichshafen setzt eine Fähre nach Romanshorn (CH) über, von dort zurück nach Konstanz (21 Km). Oder man nimmt von Friedrichshafen direkt den Bodensee-Katamaran nach Konstanz.

Um den südöstlichen Teil des Bodensees zu erkunden, müsste man dann den Standort wechseln, hier bietet sich Lindau an, z.B. der Campingplatz nah bei der österreichischen Grenze, von wo man in beiden Richtungen Tagesausflüge machen könnte (mit dem Rad hin und zurück). Bis nach Altenrhein (CH), sind es von dort 38 km (von Lindau-Zentrum 5 km mehr), zurück kann die Strecke landeinwärts einige km abgekürzt werden. In die andere Richtung sind es bis Friedrichshafen rund 30 km  (von Lindau-Zentrum etwas weniger). Beide Strecken kann ich sehr empfehlen, man muss ja nur so weit fahren wie man möchte.

Von Konstanz hat mir die Strecke auf der Schweizer Seite des Untersees bis Stein a.R. oder noch weiter bis Kattenhorn sehr gut gefallen, außerdem der Abschnitt Konstanz-Wallhausen (dahinter wird es anstrengend, aber allein schon wegen der Marienschlucht, die z. Zt. allerdings gesperrt ist, lohnenswert) sowie die Reichenau. Einer der schönsten Abschnitte befindet sich zwischen Meersburg und Hagnau.( Ein Stück hinter Hagnau führt der Weg dann allerdings an der viel befahrenen Bundesstraße entlang und das bleibt bis Friedrichshafen so.) Mit zwei Rundtouren von Konstanz könnt ihr alle vier Strecken befahren.

Zwei Rundtouren mit dem Rad
1. Konstanz- Mannenbach/CH- Solar-Elektrofähre nach Reichenau- Konstanz (ca. 28 Rad-Kilometer incl. Reichenaurunde)

2. Konstanz (Staad)- Wallhausen- Fähre nach Überlingen- Meersburg- Fähre nach Konstanz (Staad), das kurze Stück von Meersburg nach Hagnau fahrt ihr zusätzlich und könnt dann den Tag in der Weinstube Haltnau abrunden (28 Rad-km, mit Hagnau hin u. zur. 38 km)

Jeder kann sich natürlich selber auch noch andere Touren zusammenstellen, auch in Verbindung mit Bahn oder Schiff. Alle Schiffsverbindungen sieht man auf bodenseeschifffahrt.de.

Wichtig!
Die Fähre Konstanz- Meersburg fährt sehr regelmäßig und auch in der Nacht stündlich. Andere Fährverbindungen enden manchmal schon am Nachmittag. Entsprechend planen!

Die Bahnverbindungen wie erwähnt: Rorschach-Romanshorn-Kreuzlingen-Stein a.R.-Schaffhausen sowie Radolfszell-Konstanz, auch auf der deutschen Seite des Obersees fahren Züge, allerdings nicht direkt in Seenähe.

Ein Leihrad ist am Bodensee recht teuer, in Konstanz am Bahnhof noch etwas mehr als in Allensbach.

Aktivitäten

Wassersport

Strandbad Litzelstetten

Natürlich kann man am ganzen Bodensee schwimmen, Segeln, Surfen, Motorbootfahren, Kanu fahren, Rudern etc. Neben natürlichen Badestellen gibt es viele Strandbäder, die meistens kostenlos sind. Das größte ist das im Volksmund genannte „Hörnle“ in Konstanz. Bei schlechtem Wetter befindet sich nebenan die Bodenseetherme.

Sea Life Konstanz, Aqua-Zoo, ca. 17 € ab 15 Jahre

Insel Mainau, Blumeninsel und Schloss, 7 km von Konstanz, 5 km von Konstanz-Staad, 23 € Eintritt, Schüler ab 13 Jahre und Studenten 14 €

Erlebniswald Mainau, Kletterpark

Wild- und Erlebnispark Allensbach, besonders für nicht so große Kids

Affenberg Salem, in freier Wildbahn  lebende  Berberaffen, 7 km von Überlingen, fährt man vom Bodensee-Radweg in Überlingen ab und dann vom Affenberg nach Unteruhldingen macht man einen Umweg von 6 km (allerdings mit ein paar Steigungen)

Pfahlbauten Unteruhldingen, ältestes Freiluftmuseum Deutschlands, UNESCO-Weltkulturerbe

Reptilienhaus Unteruhldingen

AbenteuerParks Kressbronn & Immenstaad » Kletterwald am Bodensee

Dorniermuseum Friedrichshafen, für Technik-Interessierte (Luft- und Raumfahrt)

Zeppelin-Museum Friedrichshafen

Zeppelinflüge bei der Deutschen Zeppelin-Reederei, Friedrichshafen. Auch nur eine Besichtigung der Werft ist möglich

Pfänder Bregenz, mit der Seilbahn zu erreichender 1064 m hoher Berg, Wanderwege, Alpenwildpark, Adlerwarte mit Greifvogelschau

Markthalle Altenrhein, von Friedensreich Hundertwasser gestaltete Ausstellungshalle

Fliegermuseum Altenrhein

Locorama Romanshorn, Eisenbahnmuseum

Autobau Erlebniswelt Romanshorn, Automobilmuseum

Rheinfall Schaffhausen, Bootstouren und Führungen möglich

Smilestones Neuhausen (Nähe Rheinfall), die Schweiz im Miniaturformat

Übernachtungsempfehlungen

DKV-Campingplatz

Campingplätze gibt es rund 50 Stück am Bodensee, in Konstanz gibt es zwei und die liegen direkt nebeneinander und haben auch den gleichen Zugang zum See. Camping Bruderhofer und der DKV-Campingplatz in Konstanz-Staad sind einfach ausgestattet und bestechen vor allem durch ihre Lage. Der kleine Hafen Staad, an dem auch die Fähre nach Meersburg übersetzt, ist fußläufig erreichbar, ins Zentrum von Konstanz sind es 3 km.

Camping Hegne

Einen eigenen Badestrand haben die beiden Plätze jedoch nicht (ein öffentlicher Fußweg trennt sie vom See), wem dies wichtig ist, muss auf die Campingplätze im je 8 km entfernten Hegne am Untersee oder Litzelstetten am Überlinger See ausweichen. Beide Plätze haben nach Besitzerwechsel und Umbau jetzt moderne Sanitärgebäude aber viel von ihrem ursprünglichen Charme verloren- bei deutlich höheren Preisen.

In Lindau bietet sich das Park-Camping Lindau am See 5 km vom Zentrum an der österreichischen Grenze an. Schöner Platz mit eigenem Badestrand, recht hochpreisig, aber das gilt eigentlich für alle Campingplätze am Bodensee.

Blick aus unserem Zimmer der JHB Stein

Jugendherbergen befinden sich in Konstanz (4 km vom Zentrum in Uni-Nähe, auch nicht weit zum Hafen Staad), Friedrichshafen und Lindau (beide recht zentrumsnah), in Hard/A sowie auf schweizerischer Seite in Kreuzlingen, Romanshorn und Stein a.Rh. (letztere gut 1 km vom Zentrum).

Hotels und Pensionen

Hier kann ich nur auf Empfehlungen, nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen.

In Konstanz liegt absolut zentral das Hotel Hirschen.

 1,5 km von der Altstadt entfernt ist das Apartment-Hotel Konstanz, Zimmer mit Küchenzeile

In Konstanz-Staad könnt ihr u.a. im Hotel Bella Vista oder im Gästehaus Holzer übernachten.

In Lindau befindet sich ein sehr individuell eingerichtetes Hostel (B&B), das mietwerk

Essen und Trinken

Es gibt natürlich unzählige Restaurants, Cafés, Kneipen und spezielle Lebensmittelgeschäfte, ein paar spezielle Tipps für Konstanz möchte ich euch aber geben:

  • Im Hafen Staad gibt es mehrere Restaurants vom Fischimbiss (guter Backfisch!) bis zum Gourmet-Tempel. Überall schöne Terrassen, zum Trinken eignet sich besonders das Lokal mit Außenterrasse in der ersten Etage.
  • Nicht weit von Staad befindet sich die Ruppaner-Brauerei mit schöner Terrasse, ebenfalls Seeblick. Deftige Hausmannskost. Es gibt hier auch einen Außer-Haus-Bier-Verkauf (kastenweise). Ich empfehle besonders das naturtrübe Bio-Bier „Schimmele“.
  • Die Szenekneipe Kolbenfresser mit angeschlossenem Biergarten befindet sich in Konstanz Richtung Wollmatingen
  • Und noch ein Tipp für Meersburg (Richtung Hagnau): Der schönste Bier- (bzw. Wein-) Garten ist die Weinstube Haltnau. An Biergarnituren gibt es leckeren Flammkuchen, gehobene Küche in dem altehrwürdigen Haus der Weinstube oder auf der Terrasse. Den eigenen Wein  gibt es so oder so, auch zum Mitnehmen. Den könnt ihr aber auch in Konstanz kaufen und zwar in der Spitalkellerei in der Altstadt.

Weingut Haltnau

Der grüne Darß (Darß und Müritz, Teil 1)

 

Es war unsere erste Reise mit einem Pubertier, Carolin war vor einigen Monaten 12 geworden, Jana war 10. Für Claudia war es die erste Reise überhaupt mit meinen Kindern, das machte die Sache nicht einfacher.

Vor gut einem Jahr war ich aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen, hatte mir einen Wohnwagen gekauft und in unserem Ort auf den Campingplatz am Rhein gestellt. In meiner Vorstellung konnte es für meine Kinder nichts Schöneres geben als im Sommer ihre Tage auf dem Campingplatz, im Wasser, am Strand und in der Natur mit ihrem geliebten Papa zu verbringen. Tatsächlich war der Papa der einzige, der dies so sah, meine Töchter freuten sich nur mäßig auf diese Besuche, und auch meinen Aufmunterungen, sich doch Freundinnen einzuladen, mit denen sie gemeinsam spielen, grillen und zelten konnten, kamen sie nur selten nach. Jana war es sogar jahrelang peinlich, dass ihr Vater in einem armseligen Wohnwagen lebte, obwohl ich ja auch noch eine Wohnung in der Stadt hatte. Den Luxus, dass ich neben der Stadtwohnung auch noch einen bezaubernden Flecken Erde nutzen konnte, erkannte sie nicht.

Camping am Rhein

Jedenfalls stand ab diesem Zeitpunkt auch für Urlaube ein Wohnwagen zur Verfügung. Im letzten Jahr waren wir mit einigen Freunden nach Dänemark auf einen wunderschönen Campingplatz  in der Bucht von Ebeltoft gefahren, jetzt war Claudia erstmals mit dabei und wir wollten nach Mecklenburg-Vorpommern.

Fahrt und Ankunft in Born

Erstes Ziel war die Halbinsel Fischland- Darß- Zingst.

Am Tag vor der Abreise hatte Carolin ihr Handy im Kino verloren. Dort war sie mit Henning, ihrem neuen Freund, gewesen. Leider kam ich nie zu dem Vergnügen ihn kennenzulernen, denn die erst wenige Tage bestehende Zuneigung sollte unseren Urlaub und die damit verbundene Abwesenheit nicht überdauern. Der Verlust  des Handys war damals weit weniger schmerzhaft als heute, Smartphones waren noch nicht verbreitet und so war das Handy nicht untrennbarer Bestandteil jeglicher Kommunikation oder Zeitvertreibs.

Während der Fahrt konnten die beiden auf einem sogenannten Nintendo spielen und auch von ein paar Frage- und Ratespielen waren sie nicht abgeneigt. So kamen wir um ca. 19 Uhr am Regenbogencamp in Born an. Nach der Auswahl des Platzes, dem Aufbau und der Einrichtung des Wohnwagens war es schon nach acht, wir hatten Hunger und wollten essen gehen. An der Campingrezeption gab man uns aber zu bedenken, dass so spät kein Restaurant mehr Essen servieren würde. Etwas verwundert fuhren wir dennoch mit dem Rad ins nahegelegene Born und konnten im Restaurant Walfischhaus den Küchenchef noch dazu bringen, uns wenig aufwändige Gerichte zu servieren, nachdem die Kellner dies mit dem Hinweis auf die späte Stunde schon abgelehnt hatten.

Der Abend war mild, das Restaurant schön gelegen, das Essen passabel und so ging der erste Abend angenehm und reibungslos über die Bühne.

Auch in den nächsten Tagen mussten wir lernen, dass die Uhren im Osten anders ticken:

  • Nach einem Tagesausflug kamen wir um kurz nach halb acht zum Borner Fischimbiss, dem einzigen gastronomischen Betrieb in Born, der direkt am Wasser liegt. Mit Blick auf die Tafel sagte Carolin: „Das ist aber ganz schön teuer hier“. Tatsächlich waren „Fischgerichte bis 19.30“ deklariert, kurz danach erfuhren wir aber, dass die Zahlenangabe die Uhrzeit bezifferte und wir nur noch mit Bier und Limo die hinter dem kleinen Hafen untergehende Sonne bewundern konnten.
  • Die Borner Frittenbude ist in einem Wohnwagen untergebracht, der im Vorgarten eines gewöhnlichen Wohnhauses steht. Öffnungszeiten: 11-13 Uhr und 16-18 Uhr.
  • In der eigentlich coolen Campingbar am Surfstrand erhielt man sein letztes Getränk um 19 Uhr ( und wir waren nicht im Herbst, sondern im August dort im Urlaub). Heute geht es aber bis 22 Uhr
Riesen-Holzmöbel nahe beim Campingplatz Born

Ahrenshoop und Prerow

Am nächsten Tag lud die Sonne zu unserem ersten Strandtag ein, doch meine Tochter Carolin klagte über Unterleibsschmerzen und lehnte jegliche Aktivität ab. So fuhren Claudia, Jana und ich ohne sie mit dem Rad den ca. 6 km langen, schön durch Felder am Bodden entlangführenden Weg nach Ahrenshoop und verbrachten den Tag dort. Es gibt einen schönen Strand, weiter südlich beginnt eine recht niedrige, aber pittoreske Steilküste, der Ort selber ist geprägt durch hübsche, oft reetgedeckte Häuser und viele Galerien, wo häufig Ausstellungen stattfinden. So wird das Dorf seinem Ruf als Künstlerkolonie durchaus gerecht. Am Nachmittag kauften wir ein und fuhren dann zurück.

Strand in Ahrenshoop

Die Schonzeit für meine Tochter war vorbei, auf der Anrichte entdeckte ich einen Zettel, auf dem sie verkündete, dass sie nach Prerow gefahren sei, um nach einem Mitbringsel für Henning zu gucken. Ich solle jetzt endlich mal einsehen, dass sie kein Kind mehr sei, schließlich habe sie ja auch schon ihre Tage, und dass sie durchaus in der Lage sei, auch mal alleine eine kleine Tour zu machen. Wie klein die Tour war, musste ich erstmal auf der Karte nachsehen, ich stellte dann fest, dass Prerow immerhin knapp 10 km von Born entfernt ist, eine Strecke, die Carolin sonst niemals freiwillig mit dem Rad fährt. Dass sie am ersten Tag in gänzlich unbekanntem Gebiet diesen Ausflug unternimmt und der Weg ausnahmslos durch dichten Wald führt, stimmte mich nicht froher. Ich konnte aber auch nur abwarten und mit dem Grillen anfangen, um 19 Uhr wollte sie zurück sein, ein Zeitpunkt, den ich für utopisch hielt, da sie nach ihren Angaben erst am späteren Nachmittag losgefahren war.

Strand und Regenbogencamp in Prerow

Doch das Essen bereitete ich extra so zu, dass die ersten Würstchen um kurz nach sieben fertig waren. Erstaunlicherweise tauchte sie schon um 20 nach sieben auf, die Erleichterung überwog gegenüber meinem Zorn.

So konnten wir uns an einem der folgenden Tage unter ortskundiger Führung Prerow anschauen, Carolin zeigte uns das Café, in dem sie mit ihren 12 Jahren lässig eine Cola getrunken hatte und die Einkaufsstraße, in der sie nach einem Mitbringsel geguckt hatte, jedoch ohne Erfolg. Ich bezweifle auch, dass dies ihr eigentliches Ansinnen für diesen Ausflug war. Immerhin hatte sie eine Postkarte gekauft- was freilich auch in Born möglich gewesen wäre-, die jedoch nie abgeschickt wurde.

Prerow verfügt über einen schönen, für Familien geeigneten Strand, der Ortskern ist vom Strand durch den Prerower Strom getrennt, ein Gewässer, dass sich vom Bodden ausgehend zwischen diesem und das Meer schlängelt. Dort liegt auch der kleine Hafen, an dem die Ausflugsboote zur Boddenrundfahrt starten.

Am Meer gibt es eine 390 m lange Seebrücke und die (13 m) „Hohe Düne“.

Auf dem Darß konnten wir das Auto stehen lassen, alle Ausflüge sind ideal mit dem Fahrrad zu erreichen, meistens auf Fahrradwegen durch Wald oder Felder.

Zingst

Nur nach Zingst fuhren wir mit dem Auto, zum einen ist es von Born schon recht weit, zum anderen regnete es den zweiten Tag hintereinander. Den ersten  hatten wir mit spielen, lesen, kochen, essen und schlafen überwiegend im Wohnwagen verbracht, doch am zweiten Tag mussten wir dann mal wieder raus. Allerdings nicht so meine große Tochter, die sich mit Hinweis auf das Wetter weigerte auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen.

So fuhren wir zu dritt nach Zingst, dem größten Ort auf der Halbinsel. Es gibt viele Geschäfte, Cafés, Hotels und Restaurants, auch zwei Campingplätze (einer mit Wellness-Angebot), aber auf dem Darß gefiel es uns besser, die Dörfer gemütlicher, am Rande eines riesigen Waldgebietes gelegen, dazu der wilde, naturbelassene Weststrand, der mit dem Auto gar nicht zu erreichen ist, vom Parkplatz „Drei Eichen“ muss man noch einen guten Kilometer gehen, mit dem Fahrrad sind es von Born, Ahrenshoop oder Prerow jeweils ca. 5-6 km.

Wieck, Wustrow und Darßer Ort

Wald und Wasser prägen die Landschaft auf dem Darß, wir machten eine Radtour am Bodden entlang ins kleine. idyllische und verschlafene Wieck, auch hier gibt es viele reetgedeckte Häuser mit den typischen Darßer Türen, die meisten davon gibt es wahrscheinlich in Born, (u.a.?) in einer Werkstatt in Prerow werden sie hergestellt. Von Wieck ging es durch den Wald zum Weststrand, um schwimmen zu gehen.

Hafen Wieck

Eine andere Tour ging nach Wustrow (wo Herr Gauck noch immer ein Haus hat) auf dem Fischland, die Strecke führt zwischen Bodden und Ostsee her. In Wustrow gibt es auch einen netten Hafen, ein Stück davor eine gute Fischräucherei, ideal für einen leckeren Imbiss, wir kauften auch noch einen Aal für spätere Tage. Das Zentrum ist recht quirlig, es gibt sogar ein Kino, auf den Kirchturm stiegen wir hoch, um von oben alles zu überblicken.

Leuchtturm am Darßer Ort

Noch höher steigen kann man auf den Leuchtturm am Darßer Ort, dem nördlichsten Punkt der Halbinsel, dort ist auch ein Natureum angelegt, auf schönen Wegen, teilweise Holzstege, spaziert man durch Wald und Wiesen und bekommt auf Schautafeln so einiges erklärt, an mehreren Seen kann man Vögel beobachten und schließlich im Café am Leuchtturm Kaffee und Kuchen genießen.

Der Weg zum Darßer Ort ist wiederum für Autos gesperrt.

Uns gefiel es gut auf dem Darß, das Zusammenleben zwischen uns war häufig aber anstrengend.

Bei Carolin fing die Pubertät an, Jana war mit ihren 10 Jahren noch ganz Kind, war aber schon immer sehr eigensinnig und wild. Bis zu diesem Urlaub hatte Carolin an Wochenenden und im Urlaub immer liebevoll den Frühstückstisch gedeckt ( Jana hatte dazu nie Lust), doch fortan sollte es keinen Tag mehr geben, an dem Carolin vor mir aufstehen würde, bestenfalls bequemte sie sich nach mehrmaliger Aufforderung an den gedeckten Tisch. Nach dem Frühstück bevorzugte sie es erst mal im Bett zu „chillen“, was auch schon mal Stunden beanspruchen konnte, danach widmete sie sich ausgiebiger Körperhygiene incl. Schminken, wobei sie dies keineswegs gut beherrschte, Hilfe von Claudia wurde aber strikt abgelehnt, sodass wir uns an den Anblick eines grotesk grell geschminkten Kindes gewöhnen mussten, Carolin fand sich aber äußerst chic und reif. Fotos von damals sorgen bei uns heute für viel Heiterkeit und Gelächter.

Carolin-hier noch recht dezent geschminkt- auf dem Leuchtturm am Darßer Ort

Einmal waren Claudia und ich währenddessen mit dem Auto einkaufen gefahren, bei unserer Rückkehr bat Claudia Carolin ihr beim Ausräumen des Wagens zu helfen, erhielt jedoch die erstaunliche Antwort: „ Nein, du bist nicht unsere Erziehungsberechtigte.“ und auch wenn meine Kinder sich sonst gut mit Claudia verstanden, reagierten sie auf Anweisungen oder Aufforderungen äußerst allergisch.

Unsere Ausflüge begannen in der Regel mittags, das war auch in Ordnung und nach acht Tagen auf dem Darß hatten wir die meisten Orte und Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung gesehen.

Es ging weiter an die Müritz.

(Artikel folgt)

Info

Allgemeines

Der Darß gehört zur Halbinsel Fischland-Darß- Zingst, von Rostock sind es rund 50 km Landstraße. Auf der Halbinsel gibt es sieben Orte, dreieinhalb davon auf dem Darß: Prerow  (ca 1700 Einwohner), am Meer gelegen, Born (ca.1100 Ew.) und Wieck (ca. 750 Ew.), beide Dörfer am Bodden gelegen. Durch Ahrenshoop (ca. 750 Ew) verläuft die Grenze zwischen Fischland und dem Darß. Der größte Teil des Gebietes ist mit Wald bedeckt, der sich teilweise selbst überlassen wird („Darßer Urwald“). Es gibt lange, feinsandige Strände an der Meerküste, im Norden bei Prerow, im Westen der zum Nationalpark gehörende rund 14 km lange Weststrand, an den sich südlich der Strand von Ahrenshoop anschließt.

Kein Hafen befindet sich an der Meerküste, sondern alle liegen geschützt am Bodden, in Prerow mangels Bodden am Prerowstrom. Die Orte Dierhagen, Wustrow und Ahrenshoop auf dem schmalen Fischland liegen -ebenso wie Zingst- sowohl am Meer als auch am Bodden. Am Meer gibt es schöne Strände, ebenso sind die Häfen am Bodden immer einen Besuch wert, auch kulinarisch. Es gibt gute Fischrestaurants, aber auch meistens einen Imbiss mit selbst geräucherten Fisch. Im Hafen liegen immer einige alte Zeesenboote, mit denen man auch Boddenfahrten machen kann. In Dierhagen am Hafen findet dienstags und freitags ein Markt mit regionalen Produkten statt.

Aktivitäten

Natur, Strand, Wald, Fahrrad fahren, schwimmen- ansonsten:

  • surfen, am besten auf dem Bodden. Beste Adresse ist die Surfschule auf dem Campingplatz Born, dort auch Kanuverleih und SUP.
  •  reiten, in Born auf dem Reiterhof Kafka, in Ahrenshoop gibt es einen Islandpferdehof. Ausgewiesene Reitwege im Darßer Wald.
  • klettern, im Kletterwald bei Born, auch auf dem Gut Darß gibt es einen Kletterparcours
  • Boddenseefahrten mit dem Segelboot oder dem Motorschiff
  • Gut Darß– Hofführungen, Minigolf, Klettern, Essen (vom Grill) und Trinken, Hofladen (Bio-Fleisch)
  • Natureum und Leuchtturm am Darßer Ort
  • Darßer Arche in Wieck, Nationalparkzentrum, auch Veranstaltungen
  • in Zingst gibt es eine Tauchgondel
  • Bade- und Saunalandschaft in der Boddentherme in Ribnitz-Damgarten, ca. 45 min. mit dem Auto
  • Ozeaneum in Stralsund, kann mit einem Stadtbummel in der reizvollen Hansestadt verbunden werden, ca. 1 Std. mit dem Auto
  • Ebenso ist Rostock natürlich einen Besuch wert, auch ca. 1 Std. mit dem Auto

Einen guten Überblick mit weiteren Tipps und Adressen gibt die Seite darss-halbinsel.de

Übernachten

Regionale Anbieter von Ferienwohnungen und -häusern  z.B. über: darss.org , fischland-darss-zingst.demeerfischland.de , zimmerboerse-prerow.de , darsser-arche.de

Auf dem Darß gibt es drei Campingplätze, zwei bei Prerow, einen in Born.

Das Regenbogencamp Prerow liegt zwischen Prerow (2 km) und dem Darßer Ort (Weststrand) ( ca. 4 km). Es ist riesengroß (1200 Plätze, zusätzlich Vermietung von Zelten , Wohnwagen und sogar Strandkörben zum Schlafen) , verfügt über diverse Geschäfte und gastronomische Betriebe, FKK-Areal, Kino, Minigolf etc., Surfschule in der Nähe. Ihr könnt sogar euer Zelt in den Dünen aufschlagen oder euren Wohnwagen mit dem Trecker dorthin ziehen lassen (ich empfehle wg. Sonne und Wind aber einen Platz im Wald).  Das Auto muss allerdings weit entfernt vom Campingareal geparkt werden, was für Zelter eher ungünstig ist, da diese einige (Wert-)sachen doch gerne im Auto verstauen. Es ist der teuerste Campingplatz auf der Halbinsel.

Näher am Ort, aber auch direkt am Meer, liegt Meißner´s Sonnencamp . Kleiner Platz mit wenigen Tagesplätzen, aber auch Vermietung von Ferienhäusern und Wohnwagen. Die Stellplätze liegen recht eng beieinander.

Das Regenbogencamp Born ist schön unter Bäumen am Bodden gelegen, ca. 1 km von Born entfernt, hat ca. 400 Stellplätze, zudem können „Sky Lodges“ (2-Etagen-Zelte mit Küchenzeile und Terrasse) und kleine Ferienhäuser gemietet werden. Kleiner Laden und Campingbar, Surfschule angeschlossen.

Zudem gibt es drei Campingplätze in Dierhagen (Fischland) und zwei in Zingst.

Zu Hotels und Pensionen kann ich nicht so viel sagen, ein Tipp ist aber das Walfischhaus in Born (auch Restaurant).

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